Call zum Themenheft

Prüfen im Kontext kompetenzorientierter Hochschulbildung

Herausgeber*in: Karin Sonnleitner (Graz) & Martin Gartmeier (München)

Erscheinungstermin: März 2022

 

Zum Themenschwerpunkt

Prüfungen sind zentraler Bestandteil des Alltags von Lehrenden und Studierenden an Hochschulen und Universitäten. Folglich müssen bei der Diskussion rund um die Qualität des Lehrens und Lernens auch Prüfungen berücksichtigt werden. Kompetenzorientiertes Prüfen an Universitäten bedeutet, die Frage zu adressieren, ob Studierende Kompetenzen in einer Art und Weise entwickelt haben, die sie zur Lösung relevanter Probleme befähigt (Schindler, 2015; Fröhlich-Steffen, Den Ouden & Gießmann, 2019). Damit nehmen wir Bezug auf einen etablierten Kompetenzbegriff. Weinert (2014, S. 27) definiert Kompetenz als „die bei Individuen verfügbaren oder durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten, um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbundenen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situationen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“. Kompetenzorientierte Bildung bedeutet jedoch nicht, dass jeder Leistungsnachweis einer Lehrveranstaltung bzw. jede Prüfung kompetenzorientiert angelegt sein muss.

Diese Definition zeigt auf, dass Wissen und Können alleine nicht ausreichen, sondern dass Motivation und innere persönliche Einstellungen dem Kompetenzbegriff immanent sind. Zur Erlangung jener kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten während oder nach Abschluss einer Lehrveranstaltung ist es zentral, die Art der zu überprüfenden Kompetenzen zu beachten, die Prüfungsform entsprechend anzupassen und die Prüfungsanforderungen transparent zu machen. Faire Leistungsüberprüfungen sind darüber hinaus als eine wichtige Voraussetzung für studierendenzentrierte Lehre anzusehen (Noller, Beitz-Radzio, Kugelmann, Sontheimer & Westerholz, 2021).

Gleichzeitig haben sich in unterschiedlichen Institutionen der formalen Bildung sowie in verschiedenen Fächern spezifische, manchmal wenig reflektierte oder gar problematische Prüfungskulturen herausgebildet, die das Lehren und Lernen innerhalb der Organisationen stark prägen (Döbler, 2019).

Durch die COVID-19-Pandemie waren viele Lehrende gezwungen, ihre Lehre umzustrukturieren und Online-Formate ebenfalls für Prüfungen zu nutzen. Dadurch haben schon länger virulente wissenschaftliche Diskurse zu Online-Lehre und zu Online-Prüfungen ein neues Momentum und neue Brisanz erhalten (siehe beispielsweise Halbherr, Dittmann-Domenichini, Piendl & Schlienger, ZFHE 11/2016; Wolf, 2007; Lin & Dwyer, 2006). Die aktuelle Situation verdeutlicht, dass kompetenzorientiertes Lehren, Lernen und Prüfen sowohl online als auch in Präsenz immer wichtiger für die zahlreichen Akteurinnen und Akteure auf allen Ebenen in den Hochschulen werden.

Vor diesem Hintergrund sind für Hochschulmanager*innen, für Higher Education Third Space Professionals, für hochschulpolitische Akteur*innen, für Studiengangsverantwortliche sowie für Lehrende und Studierende u. a. folgende Themenbereiche relevant, die Grundlage für Beiträge sein können:

 

Zusammenhang von Prüfungen, Lehrzielen und Lehre:

  • Constructive Alignment zwischen Studieninhalten/-zielen, Prüfungen und Lernergebnissen;
  • Überprüfung der Erreichung der Lehr-/Lernziele eines Studiums oder Moduls; Fragen zur Konzeption solcher Lehr-/Lernziele;
  • Kompetenzbasierte Perspektiven auf Leistungsüberprüfungen in spezifischen Inhaltsbereichen;

 

Konstruktion und Durchführung von Prüfungen:

  • Konstruktion von Prüfungsaufgaben sowie deren Bewertung und Beurteilung;
  • Didaktische Fragestellungen rund um den Einsatz schriftlicher oder mündlicher Prüfungen;
  • Einsatz studierendenzentrierter, handlungsorientierter und/oder simulationsbasierter Leistungsüberprüfungen;

 

Organisatorische und rechtliche Fragen rund um Prüfungen:

  • Ansätze und Perspektiven der Umsetzung kompetenzorientierter Prüfungsformate in den Curricula verschiedener universitärer Fachdisziplinen;
  • Hochschulpolitische und -organisatorische Fragen zu Online-Prüfungen;
  • Rechtliche Herausforderungen und Problemstellungen, wie beispielsweise Urheberrechtsfragen beim Einsatz von Multimedia in Lehr- und Prüfungssystemen (Burgstaller, 2017; Fischer & Dieterich, 2020);
  • Reform von Studienmodulen oder ganzen Studiengängen in Richtung kompetenzorientierter Prüfungsformate;
  • Fragen zur Sicherheit, zum Datenschutz und zur Zuverlässigkeit von Online-Prüfungssystemen;

 

Literatur

Burgstaller, P. (2017). Urheberrecht für Lehrende: Ein Leitfaden für die Praxis mit 80 Fragen und Antworten. Wien: Medien und Recht Verlags GmbH.

Döbler, J. (2019). Prüfungsregime und Prüfungskulturen. Soziologische Beobachtungen zur internen Organisation von Hochschule. Wiesbaden: Springer Verlag.

Fischer, E. & Dieterich, P. (2020). Prüfungsrecht in Zeiten der Coronavirus-Pandemie. Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht, 10, 657–665.

Fröhlich-Steffen, S., Den Ouden, H. & Gießmann, U. (2019). Kompetenzorientiert prüfen und bewerten an Universitäten. Didaktische Grundannahmen, rechtliche Rahmenbedingungen und praktische Handlungsempfehlungen. Berlin: Barbara Budrich Verlag.

Halbherr, T., Dittmann-Domenichini, N., Piendl Th. & Schlienger, C. (2016). Authentische, kompetenzorientierte Online-Prüfungen an der ETH Zürich. ZFHE, 11, 247–269.

Lin, H. & Dwyer, F. (2006). The fingertip effects of computer-based assessment in education. TechTrends 50(6), 27–31.

Noller, J., Beitz-Radzio, C., Kugelmann, D., Sontheimer, S. & Westerholz, S. (Hrsg.) (2021). Studierendenzentrierte Hochschullehre: Von der Theorie zur Praxis. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Schindler, Ch. (2015). Herausforderung Prüfen: Eine fallbasierte Untersuchung der Prüfungspraxis von Hochschullehrenden im Rahmen eines Qualitätsentwicklungsprogramms. Abrufbar unter: https://www.researchgate.net/publication/305800358_Herausforderung_Prufen_Eine_fallbasierte_Untersuchung_der_Prufungspraxis_von_Hochschullehrenden_im_Rahmen_eines_Qualitatsentwicklungsprogramms/references

Weinert, F. (2014). Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In F. Weinert (Hrsg.), Leistungsmessungen in Schulen (3. Aufl., S. 17–31). Weinheim, Basel: Beltz Verlag.

Wolf, K. (2007). E-Assessment an Hochschulen: Organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen. In T. Brahm & S. Seufert (Hrsg.), „Ne(x)t generation learning“: E-Assessment und E-Portfolio: halten sie, was sie versprechen? (S. 27–40). St. Gallen: SCIL.

 

Hinweise zur Zeitschrift

Die ZFHE ist ein referiertes Online-Journal für wissenschaftliche Beiträge mit praktischer Relevanz zu aktuellen Fragen der Hochschulentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf den didaktischen, strukturellen und kulturellen Entwicklungen in Lehre und Studium. Dabei werden in besonderer Weise Themen aufgenommen, die als innovativ und hinsichtlich ihrer Gestaltungsoptionen noch als offen zu bezeichnen sind.

Die ZFHE wird von einem Konsortium von europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausgegeben. Weitere Informationen: https://www.zfhe.at.

 

Informationen zur Einreichung

Beiträge können in zwei unterschiedlichen Formaten in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden:

 

Wissenschaftliche Beiträge: Wissenschaftliche Beiträge innerhalb des Schwerpunktthemas sollten folgende Kriterien erfüllen: Der Beitrag…

  • bietet innovative Perspektiven, Argumente, Problemanalysen etc. auf das Schwerpunktthema;
  • fokussiert wesentliche Aspekte des Schwerpunktthemas;
  • ist theoretisch fundiert, d. h. er bietet eine deutliche Anbindung an den wissenschaftlichen Diskurs zu dem bearbeiteten Thema;
  • bietet zumindest in Teilen einen Zugewinn an wissenschaftlichen Erkenntnissen;
  • macht die Methodik der Erkenntnisgewinnung transparent;
  • folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • umfasst maximal 33.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

 

Werkstattberichte beziehen sich auf die instruktive Darstellung von Praxiserfahrungen, ‚Good Practice‘, Gestaltungskonzepten, Modellvorhaben etc. Werkstattberichte sollten folgende Kriterien erfüllen:

  • Potential zum Transfer auf andere Praxisbereiche;
  • Herausarbeitung generalisierbarer Aspekte und Faktoren im Sinne einer Theoriebildung;
  • Systematik und Transparenz der Darstellung (z. B. keine unverständlichen Hinweise auf Spezifika und Details in einem Praxisfeld);
  • konsistente Befolgung einschlägiger Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • Umfang von maximal 21.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

 

Zeitplan

31. Oktober 2021 – Deadline zur Einreichung des vollständigen Beitrags: Ihre Beiträge laden Sie im ZFHE-Journalsystem (https://www.zfhe.at) unter der entsprechenden Rubrik (Wissenschaftlicher Beitrag, Werkstattbericht) der Ausgabe 17/1 in anonymisierter Form hoch; hierzu müssen Sie sich zuvor als „Autor/in“ im System registrieren.

14. Jänner 2022 – Rückmeldung/Reviews: Wissenschaftliche Beiträge und Werkstattberichte werden in einem Double-blind-Verfahren beurteilt (s. u.).

10. Februar 2022 – Deadline Überarbeitung: Gegebenenfalls können Beiträge entsprechend Kritik und Empfehlungen aus den Reviews überarbeitet werden.

März 2022 – Publikation: Im März 2022 werden die finalisierten Beiträge unter https://www.zfhe.at publiziert und auch als Printpublikation erhältlich sein.

 

Review-Verfahren

Sämtliche eingereichten Beiträge werden in einem „double-blind“ Peer-Review-Verfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität überprüft. Die Herausgeber/innen Heftes schlagen die Gutachter/innen für den jeweiligen Themenschwerpunkt vor und weisen die einzelnen Beiträge den Gutachterinnen und Gutachtern zu; sie entscheiden auch über die Annahme der Beiträge. Die Auswahl der Gutachter/innen und der Begutachtungsprozess werden bei jedem Themenheft jeweils von einem Mitglied des Editorial Boards begleitet.

 

Formatierung und Einreichung

Um bei der Formatierung der Beiträge wertvolle Zeit zu sparen, möchten wir alle Autorinnen und Autoren bitten, von Beginn an mit der Formatvorlage zu arbeiten, die auf der Homepage der ZFHE heruntergeladen werden kann:

https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_17-1_TEMPLATE.docx

https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_17-1_TEMPLATE_en.docx

Die Texte müssen bearbeitbar sein und z. B. in den Formaten Microsoft Word (.doc), Office Open XML (.docx), Open Document Text (.odt) oder als Plain Text (.txt) vorliegen; bitte keine PDF-Dateien einreichen. Die Beiträge werden zunächst in anonymisierter Fassung benötigt, um das Double-blind-Reviewverfahren zu gewährleisten. Bitte entfernen Sie hierzu sämtliche Hinweise auf die Autorinnen und Autoren aus dem Dokument (auch in den Dokumenteigenschaften!). Nach positivem Reviewergebnis werden diese Angaben wieder eingefügt.

 

Noch Fragen?

Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Karin Sonnleitner (karin.sonnleitner@uni-graz.at) oder Martin Gartmeier (martin.gartmeier@tum.de).

Bei technischen und organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an Elisabeth Stadler (office@zfhe.at).

 

Wir freuen uns auf Ihre Einreichung!

Karin Sonnleitner & Martin Gartmeier