Call zum Themenheft
Forschungsperspektiven auf Digitalisierung in Hochschulen

Herausgeberinnen: Sandra Hofhues (Köln), Mandy Schiefner-Rohs (Kaiserslautern), Sandra Aßmann (Bochum) & Taiga Brahm (Tübingen)
Erscheinungstermin: März 2020

Zum Themenschwerpunkt

Der digitale Wandel ist in vollem Gange. Auch die Bildungsorganisation Universität/Hochschule muss sich Fragen von und (externen) Erwartungen an Digitalisierung stellen. Herausfordernd ist, dass mit den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen stets die ganze Organisation Hochschule in Forschung und Lehre betroffen ist, nicht nur einzelne Akteure wie die Hochschulleitung, Medieneinrichtungen oder Lehrende und Studierende. Digitalisierung als Prozess stellt damit Anforderungen an Hochschulen, die nur mit Weitblick, Selbstbewusstsein und im Dialog bewältigt werden können. Auch konkrete Forschungsperspektiven werden zum Teil erst eruiert bzw. interdisziplinär zusammengeführt, wenn Forschungsfragen mit der Existenz bestimmter Technologien entstehen bzw. beantwortet werden können (z. B. Learning Analytics, Big Data, Ethik der Informatik). Unter anderem deshalb werden partizipative Hochschulentwicklungsprozesse angeregt – mit externer Hilfe mancherorts auch umgesetzt, um die Komplexität zu reduzieren und Hochschulen durch äußere Impulse zu unterstützen bzw. weiterzuentwickeln.

Für den Call sind deshalb besonders solche Beiträge und Einreichungen von Interesse, die sich umfassende und übergreifende Fragen der Digitalisierung in Hochschulen stellen und diese Fragen zwischen Hochschul- und Mediendidaktik, E-Learning und Hochschulforschung, Informatik, Erziehungs- und Sozialwissenschaften o. ä. Bezugsdisziplinen bearbeiten. Ziel ist es, Schlaglichter auf ein derzeit bildungspolitisch hoch relevantes Thema ausgehend von der Binnenperspektive der Hochschule(n) zu werfen. Dabei sind sowohl theoretisch-konzeptionelle als auch empirische Beiträge auf unterschiedlichen Gestaltungsebenen von Hochschule erwünscht. Innerhalb des Themenfelds können folgende Schwerpunktsetzungen vorgenommen werden:

Das Denken über Digitalisierung: Begriffliche und phänomenologische Auseinandersetzungen sowie Reflexionen über Digitalisierung in Hochschulen

Inhaltliche Fragen oder Aspekte der Digitalisierung können aus theoretischer, empirischer und/oder praxisreflektierender Sicht thematisiert werden, z. B. Verständnisse von und Prozesse der Digitalisierung, weitere Konzepte wie Postmedialität (z. B. DITTLER, 2017), Digitalität (STALDER, 2016), Mediatisierung (z. B. KROTZ, 2012), Strategien und Maßnahmen wie Hochschulentwicklungspläne zwischen Utopie und Realität, Lernen unter vernetzten Bedingungen, subjektive Sinnzuschreibungen zu Medien und Technologie(n), Agency und Sensemaking. Dabei ist es erwünscht, aus unterschiedlichen disziplinären, theoretischen oder praktischen Blickwinkeln auf das Thema Digitalisierung an Hochschulen zu schauen. Einladen möchten wir auch (digitalisierungs-)kritische Beiträge, die angesichts der verbreiteten Lesart einer digitalen Transformation in wissenschaftlichen Communities seltener artikuliert werden.

Die Praxis der Digitalisierung oder: Praktiken in der Hochschule durch Digitalisierung

Mit zunehmender Digitalisierung ergibt sich sukzessive eine Praxis der Digitalisierung innerhalb von Hochschulen. Entsprechend können im Zusammenhang mit dem Call auch Fragen zur veränderten Handlungspraxis an Hochschulen beleuchtet werden. Denkbar ist etwa, das veränderte Medienhandeln von jungen Erwachsenen zu fokussieren oder sich Kooperationsformen im Zusammenhang mit der Digitalisierung in Studium und Lehre zu widmen. Auch kann diskutiert werden, warum trotz technischer Möglichkeiten bei Studierenden als junge Erwachsene zum Teil Partizipationslücken sichtbar sind (GRELL & RAU, 2011). Zu reflektieren ist u. a. auch darüber, wer oder was (digitaler) Kooperation und Zusammenarbeit in Lehre und Studium im Weg steht. Welche empirischen Befunde gibt es für gelungene oder mangelnde Kooperation in Hochschulen, welche empirischen Befunde zu Praktiken der Hochschulbildung unter der Perspektive der Digitalisierung? Welche Rolle spielen einzelne Akteursgruppen, etwa die Studierenden, dabei? Welche Rollenzuschreibungen implizieren Digitalisierungsprozesse?

Organisationale (Re-)Aktionen und Strategien: Die (digitale) Transformation der Hochschule als Organisation

Auch das Verständnis einer digitalen Transformation von Hochschulen ist zu reflektieren, wenn Hochschulen mit ihren Mitgliedern seit Jahrzehnten eine zögerliche Veränderungsbereitschaft attestiert wird (z. B. SCHIMANK, 2005). Implementierungsstrategien wirken bei der Durchdringung konkreter Projekte und Veränderungsmaßnahmen mitunter reaktiv (vgl. KLEIMANN & WANNEMACHER, 2004). Ein Hochschulstudium ist zudem eine Einführung in eine akademische Community, die ebenfalls von Digitalisierungsprozessen betroffen ist. Zu diskutieren ist daher auch, inwiefern sich wissenschaftliche Praxis im Prozess der Digitalisierung verändert und welche Implikationen z. B. Openness, Open Access und Open Science/Education für Forschung und Lehre in Hochschulen bereithalten. Weitergehende Fragen in diesem Bereich sind u. a.: Inwieweit werden inter- oder transdisziplinäre Perspektiven auf Digitalisierung in Hochschulen nötig, wie werden Befunde und Erkenntnisse aus den Fächern intern aufgenommen und diskutiert? Inwieweit wird Digitalisierung zum Gegenstand in der Lehre? Welche Herausforderungen hält die anhaltende Diskussion um Openness für alle Gestaltungsebenen von Hochschulen bereit?

Erforschung der Digitalisierung in Hochschulen: Forschungsparadigmatische, ‑methodische und -ethische Implikationen

Nicht zuletzt kann forschungsparadigmatisch, -methodisch und -ethisch darüber diskutiert werden, welche Zugänge sich zur Erforschung oben exemplarisch angeführter Zusammenhänge in der Hochschule besonders eignen. Welche Haltung ist zur Erforschung von Hochschule zwischen Hochschul- und Mediendidaktik, E-Learning und Hochschulforschung jetzt und künftig nötig? Welche neuen (und alten) Forschungsformen und -methoden sind für die Erforschung von Phänomenen mit Bezug zur Digitalisierung angemessen? Welche forschungsethischen Implikationen sind mit Fragen der Digitalisierung verbunden? Welche Bedeutung spielen künftig Lehrveranstaltungsevaluationen und die Professionalisierung der Forschungsförderung im Bereich Digitalisierung zur Bottom-up-Entwicklung von Hochschule? Wie wichtig werden qualitativ-rekonstruktive Verfahren, die sich insbesondere der (aktuellen) Praxis an Hochschulen widmen? Und inwieweit können alle Akteure in Forschung eingebunden werden, um die Hochschule als andauerndes Forschungs- und Entwicklungsprojekt zu begreifen (MORMANN & WILLJES, 2013)?

Literatur

Dittler, U. (2017). Ein kurzer historischer Rückblick auf die bisherigen drei Wellen des E-Learning. In U. Dittler (Hrsg.), E-Learning 4.0. Mobile Learning, Lernen mit Smart Devices und Lernen in sozialen Netzwerken (S. 5-42). Berlin: De Gruyter.

Grell, P. & Rau, F. (2011). Partizipationslücken. Social Software in der Hochschullehre. MedienPädagogik, 21, 1-23.

Kleimann, B. & Wannemacher, K. (2004). E-Learning an deutschen Hochschulen. Hannover: HIS GmbH.

Krotz, F. (2012). Von der Entdeckung der Zentralperspektive zur Augmented Reality: Wie Mediatisierung funktioniert. In F. Krotz, & A. Hepp (Hrsg.), Mediatisierte Welten: Forschungsfelder und Beschreibungsansätze (S. 27-55). Wiesbaden: Springer VS.

Mormann, H. & Willjes, K. (2013). Organisationsprojekt und Projektorganisation. In F. Stratmann (Hrsg.), IT und Organisation in Hochschulen (S. 23-42). Hannover: HIS GmbH.

Schimank, U. (2005). Die akademische Profession und die Universitäten. In T. Kaletzki & V. Tacke (Hrsg.), Organisation und Profession (S. 143-164). Wiesbaden: VS.

Stalder, F. (2016). Kultur der Digitalität. Frankfurt: Suhrkamp.

Hinweise zur Zeitschrift

Die ZFHE ist ein referiertes Online-Journal für wissenschaftliche Beiträge mit praktischer Relevanz zu aktuellen Fragen der Hochschulentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf den didaktischen, strukturellen und kulturellen Entwicklungen in Lehre und Studium. Dabei werden in besonderer Weise Themen aufgenommen, die als innovativ und hinsichtlich ihrer Gestaltungsoptionen noch als offen zu bezeichnen sind.

Die ZFHE wird von einem Konsortium von europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausgegeben. Weitere Informationen: https://www.zfhe.at.

Informationen zur Einreichung

Beiträge können in zwei unterschiedlichen Formaten in deutscher Sprache eingereicht werden:

Wissenschaftliche Beiträge: Wissenschaftliche Beiträge innerhalb des Schwerpunktthemas sollten folgende Kriterien erfüllen: Der Beitrag…

  • bietet innovative Perspektiven, Argumente, Problemanalysen etc. auf das Schwerpunktthema;
  • fokussiert wesentliche Aspekte des Schwerpunktthemas;
  • ist theoretisch fundiert, d. h. er bietet eine deutliche Anbindung an den wissenschaftlichen Diskurs zu dem bearbeiteten Thema;
  • bietet zumindest in Teilen einen Zugewinn an wissenschaftlichen Erkenntnissen;
  • macht die Methodik der Erkenntnisgewinnung transparent;
  • folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • umfasst maximal 33.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

Werkstattberichte beziehen sich auf die instruktive Darstellung von Praxiserfahrungen, ‚Good Practice‘, Gestaltungskonzepten, Modellvorhaben etc. Werkstattberichte sollten folgende Kriterien erfüllen:

  • Potential zum Transfer auf andere Praxisbereiche;
  • Herausarbeitung generalisierbarer Aspekte und Faktoren im Sinne einer Theoriebildung;
  • Systematik und Transparenz der Darstellung (z. B. keine unverständlichen Hinweise auf Spezifika und Details in einem Praxisfeld);
  • konsistente Befolgung einschlägiger Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • Umfang von maximal 21.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

Zeitplan

30. September 2019 – Deadline zur Einreichung des vollständigen Beitrags: Ihre Beiträge laden Sie im ZFHE-Journalsystem (https://www.zfhe.at) unter der entsprechenden Rubrik (Wissenschaftlicher Beitrag, Werkstattbericht) der Ausgabe 15/1 in anonymisierter Form hoch; hierzu müssen Sie sich zuvor als „Autor/in“ im System registrieren.

10. Januar 2020 – Rückmeldung/Reviews: Wissenschaftliche Beiträge und Werkstattberichte werden in einem Double-blind-Verfahren beurteilt (s. u.).

7. Februar 2020 – Deadline Überarbeitung: Gegebenenfalls können Beiträge entsprechend Kritik und Empfehlungen aus den Reviews überarbeitet werden.

März 2020 – Publikation: Im März 2020 werden die finalisierten Beiträge unter https://www.zfhe.at publiziert und auch als Printpublikation erhältlich sein.

Review-Verfahren

Sämtliche eingereichten Beiträge werden in einem „double-blind“ Peer-Review-Verfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität überprüft. Die Herausgeber/innen Heftes schlagen die Gutachter/innen für den jeweiligen Themenschwerpunkt vor und weisen die einzelnen Beiträge den Gutachterinnen und Gutachtern zu; sie entscheiden auch über die Annahme der Beiträge. Die Auswahl der Gutachter/innen und der Begutachtungsprozess werden bei jedem Themenheft jeweils von einem Mitglied des Editorial Boards begleitet.

Formatierung und Einreichung

Um bei der Formatierung der Beiträge wertvolle Zeit zu sparen, möchten wir alle Autorinnen und Autoren bitten, von Beginn an mit der Formatvorlage zu arbeiten, die auf der Homepage der ZFHE heruntergeladen werden kann:

https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_15-1_TEMPLATE.docx

Die Texte müssen bearbeitbar sein und z. B. in den Formaten Microsoft Word (.doc), Office Open XML (.docx), Open Document Text (.odt) oder als Plain Text (.txt) vorliegen; bitte keine PDF-Dateien einreichen. Die Beiträge werden zunächst in anonymisierter Fassung benötigt, um das Double-blind-Reviewverfahren zu gewährleisten. Bitte entfernen Sie hierzu sämtliche Hinweise auf die Autorinnen und Autoren aus dem Dokument (auch in den Dokumenteigenschaften!). Nach positivem Reviewergebnis werden diese Angaben wieder eingefügt.

Noch Fragen?

Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an die Herausgeberinnen
(sandra.hofhues@uni-koeln.de, mandy.rohs@sowi.uni-kl.de, sandra.assmann@rub.de oder taiga.brahm@uni-tuebingen.de).
Bei technischen und organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an Michael Raunig (office@zfhe.at).

Wir freuen uns auf Ihre Einreichung!

Sandra Hofhues, Mandy Schiefner-Rohs, Sandra Aßmann & Taiga Brahm