Call zum Themenheft
Curriculare Aspekte von Schreib- und Forschungskompetenz

Gastherausgeber/innen: Ursula Doleschal (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt), Stefanie Haacke (Universität Bielefeld), Otto Kruse (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) & Charlotte Zwiauer (Universität Wien)
Erscheinungstermin: Mai 2016

Zum Themenschwerpunkt

Schriftsprachliche Fähigkeiten, auch "Literacy" oder "Textkompetenz" genannt, sind nicht einfach Voraussetzung, sondern konstituierende Bestandteile von Bildung und Wissenschaft. Die enge Verbindung von Schrift und Wissen macht es nötig, die Hochschullehre genauer darauf hin zu betrachten, wie sie Aspekte des Schreibens und Lesens aufgreift und wie sie die sprachlichen Fähigkeiten der Studierenden fördert.

Die neuere Schreibdidaktik hat gezeigt, dass das Schreiben, wenn es als Mittel des Lernens eingesetzt wird, effektiv den selbstständigen Wissenserwerb, die Reflexion von Wissen und die Fähigkeit zur Wissenskommunikation unterstützen kann. Die hohe Zahl von schriftlichen Leistungsnachweisen, Seminar- und Abschlussarbeiten legt Zeugnis davon ab, dass dieses Prinzip in der Lehre auch genutzt wird. Verschiedene Formen des Lesens und Schreibens können im Kontext forschungsgeleiteten Lehrens und Lernens auch gezielt mit den einzelnen Stufen des Forschungsprozesses verknüpft werden, um etwa die Eingrenzung und Kontextualisierung der Forschungsfrage sowie der zu Grunde liegenden Konzepte und relevanten theoretischen Perspektiven zu unterstützen und um die Originalität, Schlüssigkeit sowie Kohärenz der schriftlichen Argumentation und Ergebnisdarstellung zu stärken.

Jedoch bestehen Defizite in der Forschung sowie Leerstellen in der Hochschulentwicklung in Bezug auf Fragen der Konzeption und des Einsatzes von schreibdidaktischen Maßnahmen und Methoden, die auf den Aufbau von Schreib- und Forschungskompetenz in den Studiengängen/ programmen abzielen, sowie in Bezug auf Fragen, die die schrittweise Entwicklung von Schreib- und Forschungskompetenz über das Studium oder über mehrere Studienzyklen hinweg betreffen. In diesem Zusammenhang sind Untersuchungen zur Frage, wie Studierende im Verlauf eines Fachstudiums Schreibkompetenz entwickeln, von großer Bedeutung. Daran knüpfen sich Fragen, wie der sukzessive Aufbau von Schreibfertigkeiten in Verbindung mit fachlichem Lernen und dem Erwerb von Methoden-, Forschungs- und Denkkompetenz, sowie mit der Lesesozialisation unterstützt werden kann. Modelle der Verzahnung von Schreib- mit Fachdidaktik in einzelnen Curricula sowie der curricularen Organisation der Kompetenzentwicklung sind die organisatorischen Problemstellungen, die damit korrespondieren.

Themenspektrum für Beiträge

Der geplante Themenschwerpunkt soll durch Beiträge gebildet werden, die aufzeigen, wie in Studiengängen das Schreiben in Verknüpfung mit forschungsgeleitetem Lehren und Lernen systematisch als Mittel des Lernens, Reflektierens, studentischen Forschens und Kommunizierens eingesetzt bzw. gelehrt werden kann. Die Entwicklung von Schreibkompetenz in den einzelnen Disziplinen mit ihren unterschiedlichen Rhetoriken, Schreibkonventionen, Textpraktiken, Textsorten und epistemischen Bezügen kann dabei ebenso im Zentrum stehen wie allgemeine Modelle der Lern- und Curriculumentwicklung aus überfachlicher Sicht. Wir möchten besonders solche Beiträge ermutigen, die auf die zeitliche Dimension der Entwicklung von Schreib- und Sprachkompetenz in Verknüpfung mit Forschungskompetenz eingehen und auf ein Verständnis von sukzessivem Kompetenzaufbau und/oder lebenslanges Lernen ausgerichtet sind. Ansätze aus der Writing across the Curriclum (WAC)/Writing in the Disciplines(WID)-Tradition oder des Academic-Literacy-Ansatzes sind dabei ebenso willkommen wie solche aus der Hochschuldidaktik, Hochschulforschung und Schreibwissenschaft. Beiträge können aus linguistischer, psychologischer, pädagogischer, schreibwissenschaftlicher oder soziologischer Sicht verfasst sein. Zu den Themen können gehören:

  • Curriculare Organisation und curriculare Beratung: Schaffen von gestuften Gelegenheiten für den Aufbau von Schreibkompetenz im Studium bis hin zu ausgefeilten "Schreibcurricula".
  • Niveaustufenbezogene Lehrveranstaltung: z. B. Gestaltungen des Übergangs Schule – Hochschule, Organisation der Vergabe und Begleitung von Abschlussarbeiten oder Übergänge zum professionellen Schreiben.
  • Lehrformate und ihre Bedeutung für die curriculare Organisation: z. B. schreibintensive Seminare mit Schlüsselfunktion, Trainingsveranstaltungen oder Tutorenkonzepte.
  • Überfachliche Angebote für unterschiedliche Niveaustufen: Schreibmentoring im Fach durch ausgebildete studentische Peertutorinnen und  tutoren, Schreibwerkstätten mit Schreibtrainerinnen und  trainern (z. B. für Lehramtsstudierende), schreibdidaktische Fortbildungen für Lehrende, wie sie von Schreibzentren, Schlüsselkompetenzzentren etc. angeboten werden.
  • Erhebungsmethoden für Schreib- und Sprachkompetenz im Studium: Messverfahren, die zur Planung und Ausrichtung schreibdidaktischer Angebote geeignet sind.
  • Organisatorische Konzeptionen und Herausforderungen: Antworten von Institutionen auf die Herausforderungen einer für Schreiben, Literacy und Textkompetenz sensibilisierten Lehre.
  • Lernentwicklung: Verbindungen der Lernentwicklung mit Schreibdidaktik bzw. Literacy.
  • Entwicklung von selbstständigem und kritischem Denken: Didaktische oder theoretische Modelle, die Schreiben bzw. Literacy und Textkompetenz mit dem Aufbau von kritischem Denken in Beziehung setzen.
  • Genretheoretische Modelle: Einsatz und Verständnis von Textsorten im Studium mit Bezug auf die curriculare Entwicklung.
  • Fächerspezifische Schreibdidaktik: Schreibdidaktik und Fachdidaktik, Konzeption von Schreibaufträgen, die Studierenden Fachdisziplinen und Teildisziplinen erschließen.
  • Schreiben und forschungsgeleitetes Lehren und Lernen: Gezielte Verknüpfung von Schreibdidaktik mit dem Aufbau von Forschungskompetenz, Einsatz der verschiedenen Formen des Lesens und Schreibens in den einzelnen Stufen des Forschungsprozesses.
  • Standardsetzung und Prüfen: Konzepte zur Entwicklung von Aufgabenstellungen und Bewertungsschemata für schriftliche Arbeiten auf Veranstaltungs- und curricularem Niveau.

Zielgruppe und Fragestellungen dieses Hefts

Die Beiträge des Themenhefts sollten bei der Präsentation ihrer Anliegen auf die organisationalen Herausforderungen der Hochschulen eingehen, die sich aus einer gezielten und mit der fachspezifischen Lehre verzahnten Schreibdidaktik in den Curricula ergeben. Mit berücksichtigt werden können dabei Fragen, die sich aus den heterogenen Bildungshintergründen und Motiven der Studierenden, aus den unterschiedlichen Aufgaben der Hochschultypen und den disziplinären Besonderheiten ergeben. Die ganze Breite an schreibdidaktischen Möglichkeiten wie Training, Anleitung, Tutoring, Coaching, Mentoring, seminaristisches Lernen, Problem Based Learning, angeleitetes Selbststudium und Online-Hilfen kann dabei zur Sprache kommen.
Das Themenheft will die curricularen Herausforderungen einer systematischen Schreibdidaktik näher beleuchten und soll Beiträge enthalten, die zur Lösung praktischer Anliegen auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse beitragen. Adressiert werden sollen dem entsprechend Forschende aus Schreib- und Hochschuldidaktik, Hochschulforschung und Bildungswissenschaften sowie Lehrende mit Aufgaben in der Organisation und Curriculaentwicklung und Studiengang- und Hochschulleitungen, die an Diskursen zu einer theoriegeleiteten Praxis interessiert sind.

Hinweise zur Zeitschrift

Die ZFHE ist ein referiertes Online-Journal für wissenschaftliche Beiträge mit praktischer Relevanz zu aktuellen Fragen der Hochschulentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf den didaktischen, strukturellen und kulturellen Entwicklungen in Lehre und Studium. Dabei werden in besonderer Weise Themen aufgenommen, die als innovativ und hinsichtlich ihrer Gestaltungsoptionen noch als offen zu bezeichnen sind.

Die ZFHE wird von einem Konsortium von europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausgegeben. Weitere Informationen: http://www.zfhe.at.

Informationen zur Einreichung

Beiträge können in drei unterschiedlichen Formaten in deutscher Sprache eingereicht werden:

Empirische Beiträge: Sie sollen auf systematisch erhobenen Daten beruhen, die in Bezug auf die Themenstellung aufbereitet präsentiert werden. Entscheidend sind:

  • Qualität der Datenerhebung;
  • theoretisches Fundament, d. h. der Beitrag ist an den wissenschaftlichen Diskurs zu dem bearbeiteten Thema angebunden;
  • transparente Methodik der Erkenntnisgewinnung;
  • folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • umfasst maximal 33.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

Theoretische Beiträge: Sie beziehen sich auf Konzeptualisierungen von Schlüsselfragen einer curricularen Schreibdidaktik einschließlich ihrer Anbindungen an übergeordnete Theorien (wie z. B. Literacy, Lerntheorie, soziales Lernen, Textkompetenz). Theoretische Beiträge sollen dem vertieften Verständnis von Lern- und Entwicklungsprozessen im Curriculum mit Bezug auf Schreibdidaktik dienen. Sie

  • bieten innovative Perspektiven, Argumente, Problemanalysen etc. mit Blick auf das Schwerpunktthema an;
  • vermitteln einen konsistenten, diskursrelevanten Blick auf einen Teilaspekt des Themas;
  • verlieren das praktische Anliegen des Themenheftes nicht aus den Augen;
  • folgen konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, 6. Auflage);
  • umfassen maximal 33.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).?

Praxisberichte: Sie beziehen sich auf instruktive Darstellungen von reflektierten Praxiserfahrungen, 'good practice'-Berichten, Gestaltungskonzepten, Modellvorhaben etc. Sie sollten folgende Kriterien erfüllen:

  • Herausarbeitung generalisierbarer Aspekte und Faktoren eines Praxiskonzepts;
  • Potential zum Transfer auf andere Praxisbereiche;
  • Systematik und Transparenz der Darstellung (z. B. keine unverständlichen Hinweise auf Spezifika und Details in einem Praxisfeld);
  • konsistent einschlägigen Regeln der Zitation folgen (APA-Stil, 6. Auflage);
  • Umfang von maximal 21.600 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

Zeitplan

15. November 2015 – Deadline zur Einreichung des vollständigen Beitrags:
Ihre Beiträge laden Sie im ZFHE-Journalsystem (http://www.zfhe.at) unter der entsprechenden Rubrik (empirischer Beitrag, theoretischer Beitrag, Praxisbericht) der Ausgabe 11/2 in anonymisierter Form hoch; hierzu müssen Sie sich zuvor als "Autor/in" im System registrieren.

19. Februar 2016 – Rückmeldung/Reviews: Empirischer Beiträge, theoretische Beiträge und Praxisberichte werden in einem Double-blind-Verfahren beurteilt (s. u.).

18. März 2016 – Deadline Überarbeitung: Gegebenenfalls können Beiträge entsprechend Kritik und Empfehlungen aus den Reviews überarbeitet werden.

6. Mai 2016 – Publikation: Im Mai 2016 werden die finalisierten Beiträge unter http://www.zfhe.at publiziert und auch als Printpublikation erhältlich sein.

Review-Verfahren

Sämtliche eingereichten Beiträge werden in einem "double-blind" Peer-Review-Verfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität überprüft. Die Herausgeber/innen Heftes schlagen die Gutachter/innen für den jeweiligen Themenschwerpunkt vor und weisen die einzelnen Beiträge den Gutachterinnen und Gutachtern zu; sie entscheiden auch über die Annahme der Beiträge. Die Auswahl der Gutachter/innen und der Begutachtungsprozess werden bei jedem Themenheft jeweils von einem Mitglied des Editorial Boards begleitet.

Formatierung und Einreichung

Um bei der Formatierung der Beiträge wertvolle Zeit zu sparen, möchten wir alle Autorinnen und Autoren bitten, von Beginn an mit der Formatvorlage zu arbeiten, die auf der Homepage der ZFHE heruntergeladen werden kann: http://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_11-2_TEMPLATE.docx

Die Texte müssen bearbeitbar sein und z. B. in den Formaten Microsoft Word (.doc), Office Open XML (.docx), Open Document Text (.odt) oder als Plain Text (.txt) vorliegen; bitte keine PDF-Dateien einreichen. Die Beiträge werden zunächst in anonymisierter Fassung benötigt, um das Double-blind-Reviewverfahren zu gewährleisten. Bitte entfernen Sie hierzu sämtliche Hinweise auf die Autorinnen und Autoren aus dem Dokument (auch in den Dokumenteigenschaften!). Nach positivem Reviewergebnis werden diese Angaben wieder eingefügt.

Noch Fragen?

Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Charlotte Zwiauer (charlotte.zwiauer@univie.ac.at), Ursula Doleschal (ursula.doleschal@aau.at), Stefanie Haacke (stefanie.haacke@uni-bielefeld.de) oder Otto Kruse (otto.kruse@zhaw.ch). Bei technischen und organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an Michael Raunig (office@zfhe.at).

Wir freuen uns auf Ihre Einreichung!
Ursula Doleschal (Alpen-Adria-Universität Klagenfurt), Stefanie Haacke (Universität Bielefeld), Otto Kruse (Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften), Charlotte Zwiauer (Universität Wien)