Call zum Themenheft

Lehrkompetenzen für eine zeitgemäße Hochschullehre

Herausgeber:innen: Benno Volk (ETHZ), Philip Barth (ETHZ), Marion Lehner (ETHZ), Samuel Krattenmacher (PHSH), Angela Jochum (PHSG)

Erscheinungstermin: Oktober 2025

 

Zum Themenschwerpunkt

Nicht nur die Gesellschaft, auch die Hochschullandschaft ist in einem grundlegenden Wandel begriffen. Dies stellt die Qualität der Hochschullehre an Universitäten und Hochschulen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor große Herausforderungen: Digitalisierung sämtlicher Bereiche, Bildungsexpansion und Massenuniversitäten, Ansprüche nach einem höheren Arbeitsmarktbezug des Studiums, Förderung von Future Skills, Fragen nach einer ökonomisch nachhaltigen Bildungsfinanzierung und gesellschaftspolitische Herausforderungen unserer Zeit verlangen nach neuen Kompetenzen für eine zeitgemäße Lehre (Salmhofer, 2020; Ehlers, 2020; Elsholz, 2019; Entner et al., 2021). Diese Entwicklungen tragen zu einer Reflexion und zu einer Neujustierung der Ziele akademischer Bildung bei und rücken sukzessive die Hochschullehre stärker in den Fokus von Politik und Gesellschaft. Mit der höheren Aufmerksamkeit, die der Lehre entgegengebracht wird, geht die Frage nach der (Weiter-)Entwicklung hochschuldidaktischer Professionalisierung einher (Salmhofer, 2020), die sich immer mehr weg von traditionellen Lehrformen der Wissensvermittlung und weiter hin zu projektbezogenen und offeneren Lehr- und Lernumgebungen bewegt.

Der Lehrkompetenz von Hochschullehrpersonen wird in diesem Zusammenhang ein wesentlicher Einfluss zur Umsetzung von zeitgemäßen Lehr- und Lernformen eingeräumt (Merkt, 2016). Das lernpsychologische und didaktische Wissen sowie die praxisorientierte Lehrkompetenz von Lehrpersonen hat nachweisbar Auswirkungen auf die Qualität der Unterrichtsgestaltung und den Lernerfolg von Studierenden (Hoffmann et al., 2024; Schneider & Mustafic, 2015). Neben dem Professionswissen müssen Lehrende ihre hochschuldidaktischen Kompetenzen lebenslang weiterentwickeln, wofür es externe Unterstützung sowie Anreize braucht, aber auch die Fähigkeit, die eigenen hochschuldidaktischen Kompetenzen selbstständig zu reflektieren und weiterzuentwickeln (Kordts-Freudinger et al., 2021). Eine nachhaltige Wirkung in der Weiterentwicklung des Lehrens und Lernens im Sinne einer „pädagogischen Hochschulentwicklung“ (Euler, 2016) kann aber nur durch eine Verzahnung der Maßnahmen zur individuellen Kompetenzentwicklung der Lehrenden mit den Bestrebungen auf curricularer Ebene und auch auf der Ebene der Organisationsentwicklung geschehen. An diesem Punkt einer kollaborativen und ganzheitlich gedachten pädagogischen Hochschulentwicklung setzt der vorliegende Call für das Themenheft an.

Dieses ZFHE-Themenheft soll aufzeigen, wie zeitgemäße Lehrkompetenzentwicklung für die Hochschullehre genutzt wird und daran anknüpfend darstellen, mit welchen Konzepten, Angebotsformen oder Technologien die Lehrkompetenzentwicklung unterstützt und umgesetzt wird und werden könnte. In diesem Call laden wir dazu ein, in Forschungsbeiträgen sowie (forschungsgeleiteten) Entwicklungsbeiträgen die Erkenntnisse zur Lehrkompetenzentwicklung für die zeitgemäße Hochschullehre darzustellen und zugleich deren Bedeutung für die Hochschuldidaktik aufzuzeigen.

Hierbei können Fragen aus allen Disziplinen aufgegriffen werden, sofern sie eine Relevanz für die Hochschullehre aufweisen. Dies könnten – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – z.B. sein:

  • Wie beeinflusst die Umsetzung des kompetenzorientierten Lernens die Entwicklung von Lehrkompetenzen bei Hochschuldozent:innen?
  • Welches Wissen, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten sowie Haltungen gehören zu einer professionellen Lehrkompetenz und wie kann diese erworben werden?
  • Wie erfolgen Selbst- und Fremdeinschätzung sowie die Festlegung von nächsten Schritten für den Kompetenzerwerb? Welche Unterstützungsmöglichkeiten für die individuelle Entwicklung gibt es?
  • Wie kann man Lehrende an Hochschulen technologisch unterstützen, damit sie sich in Bezug auf die Lehrkompetenz effektiv und effizient weiterentwickeln?
  • Wie verändert der Einsatz digitaler Technologien wissenschaftlich relevante Tätigkeiten und welchen Einfluss hat das auf die Lehre?
  • Wie kann akademische Bildung in einer sich digital transformierenden Gesellschaft gestaltet werden, sodass Didaktik die Digitalisierung aktiv herausfordert und mitgestaltet, anstatt sich von der Technik bestimmen zu lassen?
  • Inwieweit sind Future Skills von Studierenden wie z.B. Kreativität, innovatives Denken oder kollaboratives Arbeiten bereits in der Hochschullehre verankert? Sind neue Lehrkompetenzen erforderlich und wie kann man diese fördern?
  • Wie müssen Rahmenbedingungen gestaltet werden, damit Lehrkompetenzentwicklung zum professionellen Selbstverständnis der Akteur:innen wird?

Dieses Themenheft der ZFHE soll den aktuellen Stand der Praxis von Lehrkompetenzentwicklung an Hochschulen widerspiegeln und die Anforderungen an eine zeitgemäße Hochschullehre verdeutlichen. Bevorzugt werden Beiträge, die auf praktischen Erfahrungen beruhen und einen Bezug zu theoretischen Ansätzen der Kompetenzentwicklung und Hochschuldidaktik herstellen.

Literatur

Ehlers, U.-D. (2020). Vier Szenarien für die Hochschule der Zukunft. In U.-D. Ehlers (Hrsg.), Future Skills, Zukunft der Hochschulbildung – Future Higher Education (S. 263–292). https://doi.org/10.1007/978-3-658-29297-3_13

Elsholz, U. (2019). Hochschulbildung zwischen Fachwissenschaft, Praxisbezug und Persönlichkeitsentwicklung. In T. Jenert, G. Reinmann & T. Schmohl (Hrsg.), Hochschulbildungsforschung. Theoretische, methodologische und methodische Denkanstöße für die Hochschuldidaktik (S. 7–21). Springer.

Euler, D. (2016). Gestaltung von Veränderungsprozessen im Rahmen der pädagogischen Hochschulentwicklung. In T. Brahm, T. Jenert & D. Euler (Hrsg.), Pädagogische Hochschulentwicklung. Von der Programmatik zur Implementierung (S. 261–280). Springer.

Entner, C., Fleischmann, A., & Strasse, A. (2021). Hochschullehre im digitalen Wandel. Überlegungen zur didaktischen Gestaltung von Präsenz- und Onlinelehre. Neues Handbuch Hochschullehre, 100/2021.

Hoffmann, S., Klinger, M., & Deutscher, V. (2024). Zur Wirksamkeit hochschuldidaktischer Weiterbildungsmaßnahmen an deutschen Universitäten und Hochschulen: Eine systematische Überblicksstudie. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 1–23.

Kordts-Freudinger, R., Schaper, N., Scholkmann, A., & Szczyrba, B. (2021). Handbuch Hochschuldidaktik. 1. Auflage. utb

Merkt, M. (2016). Zwischen individueller Kompetenzentwicklung und strategischem Management. Anforderungen an eine hochschuldidaktische Professionalisierung zur Entwicklung von Lehr- und Lernkulturen. In R. Egger & M. Merkt (Hrsg.), Teaching Skills Assessments. Qualitätsmanagement und Personalentwicklung in der Hochschule (S. 7–26). Springer.

Riedel, J. (2023). Methodenkoffer, SGL. https://selbstgesteuertes-lernen.de/

Salmhofer, G. (2016). Ein Lehrkompetenzmodell für den Steirischen Hochschulraum. In Steirische Hochschulkonferenz (Hrsg.), Qualität in Studium und Lehre. Kompetenz- und Wissensmanagement im steirischen Hochschulraum (S. 121–144). Springer.

Salmhofer, G. (2020). Pädagogische Professionalisierung und Aneignung von Lehrkompetenz. In Sandra Hummel (Hg.), Grundlagen der Hochschullehre (S. 55–82). Springer.

Schneider, M., & Mustafic, M. (2015). Gute Hochschullehre: Eine evidenzbasierte Orientierungshilfe. Wie man Vorlesungen, Seminare und Projekte effektiv gestaltet. Springer.

 

Hinweise zur Zeitschrift

Die ZFHE ist ein referiertes Online-Journal für wissenschaftliche Beiträge mit praktischer Relevanz zu aktuellen Fragen der Hochschulentwicklung. Der Fokus liegt dabei auf den didaktischen, strukturellen und kulturellen Entwicklungen in Lehre und Studium. Dabei werden in besonderer Weise Themen aufgenommen, die als innovativ und hinsichtlich ihrer Gestaltungsoptionen noch als offen zu bezeichnen sind.

Die ZFHE wird von einem Konsortium von europäischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern herausgegeben. Weitere Informationen: https://www.zfhe.at.

 

Informationen zur Einreichung

Beiträge können in drei unterschiedlichen Formaten in deutscher oder englischer Sprache eingereicht werden:

Ein Forschungsbeitrag sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • behandelt eine systematische Frage in trans-, inter- oder fachdisziplinären Zusammenhängen;
  • hat eine Forschungslücke als Ausgangspunkt;
  • weist eine umfangreiche Einbettung in den wissenschaftlichen Diskurs auf;
  • verfügt über eine robuste methodische Herangehensweise
  • beinhaltet eine Reflexion der eigenen Arbeit
  • stellt das forschungsmethodische Vorgehen dar;
  • setzt eine Methode ein, die sich sehr gut eignet, um die Forschungsfrage zu beantworten;
  • stellt den wissenschaftlichen Diskurs reflektiert dar;
  • bietet einen deutlich erkennbaren Mehrwert bzw. Beitrag zur Beantwortung der Forschungsfrage respektive zur Forschungsdiskussion
  • folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, aktuelle Auflage);
  • umfasst zwischen 20.000 und 33.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

Ein Forschungsgeleiteter Entwicklungsbeitrag sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • bietet eine Hochschulentwicklungsperspektive mit fundierter Forschungsbasierung
  • erörtert und differenziert ein systematisches Problem der Lehrentwicklung
  • ist ein wissenschaftlich reflektierter „Institutional Research“-Beitrag
  • wird durch einen Literaturüberblick unterstützt;
  • erkennbare Adressierung der Wissenschafts-Praxis-Kommunikation und/oder der Verbindung zwischen den beiden Polen „Forschung und Entwicklung“
  • folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, aktuelle Auflage);
  • umfasst zwischen 20.000 und 33.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

Ein Entwicklungsbeitrag sollte folgende Kriterien erfüllen:

  • behandelt ein konkretes Problem der Hochschulentwicklung in der (eigenen) Hochschule
  • Praxisdesiderat
  • ist in die wissenschaftliche Diskussion und Literatur eingebettet (jedoch ohne den Anspruch, einen Überblick über die Literatur zu erhalten)
  • bietet Anregungen zur Lehr- und Hochschulentwicklung ggf. mit Handlungsempfehlungen
  • folgt einer systematischen und transparenten Darstellung (z. B. keine unverständlichen Hinweise auf Spezifika und Details in einem Praxisfeld)
  • arbeitet generalisierbare Aspekte und Faktoren im Sinne einer Theoriebildung heraus
  • ersichtliche Transferüberlegungen
  • Forschungsdesiderate sind benannt
  • folgt konsistent einschlägigen Regeln der Zitation (APA-Stil, aktuelle Auflage);
  • umfasst zwischen 20.000 und 33.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen sowie Deckblatt, Literatur- und Autorenangaben).

 

Zeitplan

6. Juni 2025 – Deadline zur Einreichung des vollständigen Beitrags: Ihre Beiträge laden Sie im ZFHE-Journalsystem (https://www.zfhe.at) unter der entsprechenden Rubrik (Forschungsbeitrag, Forschungsgeleiteter Entwicklungsbeitrag, Entwicklungsbeitrag) der Ausgabe 20/3 in anonymisierter Form hoch; hierzu müssen Sie sich zuvor als „Autor/in“ im System registrieren.

Juli/August 2025 – Rückmeldung/Reviews: Sämtliche Beiträge werden in einem Double-blind-Verfahren beurteilt (s. u.).

1. September 2025 – Deadline Überarbeitung: Gegebenenfalls können Beiträge entsprechend Kritik und Empfehlungen aus den Reviews bis zu diesem Zeitpunkt von den Autor:innen überarbeitet werden.

Oktober 2025 – Publikation: Im Oktober 2025 werden die finalisierten Beiträge unter https://www.zfhe.at publiziert und auch als Printpublikation erhältlich sein.

 

Review-Verfahren

Sämtliche eingereichten Beiträge werden in einem „double-blind“ Peer-Review-Verfahren auf ihre wissenschaftliche Qualität überprüft. Die Herausgeber*innen eines Heftes schlagen die Gutachter*innen für den jeweiligen Themenschwerpunkt vor und weisen die einzelnen Beiträge den Gutachter*innen zu; sie entscheiden auch über die Annahme der Beiträge. Die Auswahl der Gutachter*innen und der Begutachtungsprozess werden bei jedem Themenheft jeweils von einem Mitglied des Editorial Boards begleitet.
 

Formatierung und Einreichung

Um bei der Formatierung der Beiträge wertvolle Zeit zu sparen, möchten wir alle Autorinnen und Autoren bitten, von Beginn an mit der Formatvorlage zu arbeiten, die auf der Homepage der ZFHE heruntergeladen werden kann:

https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_20-3_TEMPLATE_de.docx

https://www.zfhe.at/userupload/ZFHE_20-3_TEMPLATE_en.docx

Die Texte müssen bearbeitbar sein und z. B. in den Formaten Microsoft Word (.doc), Office Open XML (.docx), Open Document Text (.odt) oder als Plain Text (.txt) vorliegen; bitte keine PDF-Dateien einreichen. Die Beiträge werden zunächst in anonymisierter Fassung benötigt, um das Double-blind-Reviewverfahren zu gewährleisten. Bitte entfernen Sie hierzu sämtliche Hinweise auf die Autorinnen und Autoren aus dem Dokument (auch in den Dokumenteigenschaften!). Nach positivem Reviewergebnis werden diese Angaben wieder eingefügt.

  

Noch Fragen?

Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Benno Volk (benno.volk@ethz.ch), Philip Barth (philip.barth@ethz.ch), Marion Lehner (marion.lehner@ethz.ch), Samuel Krattenmacher (samuel.krattenmacher@phsh.ch), Angela Jochum (Angela.Jochum@phsg.ch).

Bei technischen und organisatorischen Fragen wenden Sie sich bitte an Elisabeth Stadler (office@zfhe.at).

 

Wir freuen uns auf Ihre Einreichung!

Benno Volk, Philip Barth, Marion Lehner, Samuel Krattenmacher, Angela Jochum